Unsere Motorradreise durch Rumänien

Endlich kann der Alltag einpacken!


Rumänien - The End


 

Leider können wir nicht alles einfangen. Bei dem Pferdegespann auf der "Autobahn" hat es geklappt. Findet ihr den Kutscher? Er liegt quer auf dem Wagen und daddelt auf seinem Handy rum.

 

Bevor wir wieder über Oradea das Land verlassen, stationieren wir in Satu Mare. Im Casa Transilvania kriegen wir ein riesiges Zimmer und bekommen es trotzdem schnell verwüstet. Sebastian, der gut Deutsch spricht, organisiert uns bei seinem Freund einen Stellplatz für das Moped. Die Werkstatt ist nur 100 Meter entfernt.

 

Gefrühstückt wird in den Katakomben. Die Gastfreundschaft in diesem Land ist unglaublich herzlich. Alle Unterkünfte können wir wärmstens empfehlen. Am schönsten war es für uns bei Karpaten-Erwin am Anfang www.westkarpaten.ro

 

Rumänien ist ein echter Geheimtipp und unbedingt eine Reise wert. Wir sind glücklich, die vielen Vorurteile in diesem wunderschönen Land widerlegen zu können. In Deutschland passieren, statistisch gesehen, 10 Mal mehr Raubüberfälle, als in Rumänien. Das Einzige, was man uns geklaut hat, ist eine Stunde Zeit. Wir bekommen sie bei der Ausreise wieder.

 

Satu Mare gibt nicht viel her und der Tagesausflug in die Maramures fällt ins Wasser. Wir relaxen extrem.

 

In Oradea machen wir ein paar Zeitraffer- und Nachtaufnahmen.

 

Dann fliegen wir mit erlaubter Höchstgeschwindigkeit über die ungarische Autobahn, um rechtzeitig mit großer Vorfreude beim Gulasch zu landen.

 

Nur bei Passau haben wir eine neue Unterkunft gewählt. Auf dem Berg mit wunderschönem Sonnenuntergang und morgens nach dem 6-Uhr-Kirchenglockengebimmel über den Wolken.

 

 

 

Hat euch unsere Reise durch Rumänien gefallen?

 

Ein herzliches Dankeschön für die netten Kommentare, auf die wir immer ganz gespannt warten

 

 

 

Für die, die nach unseren Australien - Episoden gefragt haben...

 

...im Oktober geht es mit Perth-2-Alice Springs Teil 2 weiter ☺☺

 



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Transilvanien

 

Eine ältere Frau in schwarzem Kleid steht in der Ecke einer Kurve und winkt. Sucht sie eine Mitfahrgelegenheit?

Ist bei uns zwar schlecht, da das Auto vor uns aber weiterfährt, halten wir trotzdem. Sie legt gleich los. Ohne Schuhe mit schmutzigen Füßen. Ist sie verwirrt? Als sie merkt, dass wir sie nicht verstehen, sagt sie mit schmerzverzerrter Miene: my Friend und zeigt die Böschung hinunter. Oje, schnell runter vom Bock. Tatsächlich liegt da ein Auto auf dem Dach. Volker rennt runter, ich an die Straße. Wo sind nur die verdammten Autos. Ich wedle, was die Arme hergeben. Endlich. Ein Italiener, misst. Der Rumäne hintendran hält auch und ich schreie ihn so lange an, bis er den Notruf wählt.

 

@Volker

Ich renne los und befürchte das Schlimmste, als ich sehe, dass das Auto ca. 4m die Brücke runter in ein Bachbett gestürzt ist und dort auf dem Dach liegt. Horror… Das sieht gar nicht gut aus. Als ich den rutschigen Abhang hinuntergestiegen bin, höre ich, wie die Fahrerin vor Scherzen wimmert. Sie lebt noch, hängt aber blutüberströmt kopfüber im Gurt fest. Ich checke noch, ob das Auto irgendwo brennt und versuche durch die offene Beifahrerseite zu helfen. Da sie aber schwer verletzt ist, habe ich alleine keine Chance. Das Dach ist zu stark eingedrückt. Auf der Fahrerseite kann ich auch nichts machen. Ich renne wieder hoch um Hilfe zu holen. Claudi hat inzwischen mehrere Autos angehalten und ein Fahrer wählt gerade den Notruf.

 

Hilfsbereite Menschen holen Hocker, Wasser und eine Kopfbedeckung gegen die pralle Mittagssonne und kümmern sich um die leichter Verletzte. Ich gebe ihr Traubenzucker. Drei Männer holen die Frau aus dem Wrack und tragen sie nach oben. Nach 10 endlosen Minuten kommt der Krankenwagen, ein Feuerwehrauto und die Polizei. Hier können wir nichts mehr tun und ziehen eine Stunde später, nach der Rücksprache mit einem Polizisten, weiter. Total durch den Wind halten wir etwas später an und trinken eine Flasche Wasser. Der Appetit ist uns vergangen. Die Bilder bleiben uns lange im Kopf und wir hoffen, dass die zwei Frauen wieder gesund werden (Fotos siehe Rubrik "Bilder").

 

Unsere Reise geht weiter und wir landen bei Robert in Botos. Von hier aus kann man schöne Tagestouren machen. Doch bevor wir diese starten, schickt er uns erst ins Kloster. Warum nicht! Hier wollten wir uns sowieso die Beine vertreten und die norwegische Wetter-App hat strahlenden Sonnenschein gemeldet.

Man bietet uns zum Abendessen eine dicke Bohnensuppe an. Kein Problem, wir brauchen Kraft für die Wanderung und unser Zelt steht auch alleine auf der Wiese ;-).

Nach einer sehr frischen Nacht (die Winterschlafsäcke liegen zu Hause) sind wir erst einmal geschockt: Nebel hängt fast bis auf den Boden. Und überhaupt hat die Wettervorhersage 13°C  nachts gemeldet. Die können wohl nicht glauben, dass hier die Temperatur von 31°C auf 3°C fallen kann. Die Sonne lässt nicht lange auf sich warten und wir schleppen unsere eingerosteten Beine auf den Berg. 4,4 km und ca. 400 Höhenmeter. Ein echtes Schmuckstück, dieses Kloster mit den glänzenden Zinkdächern. Hier wird gearbeitet und wir wollen nicht länger stören.


 

Genug bewegt, wir drehen unsere Runden. In dem Dorf Ciocanesti sind viele Häuser mit traditionellem Muster verziert. Dies kenne ich von meiner Oma, die 1903 im Norden Rumäniens auf die Welt kam. Sie hatte ihre ganzen Tischdecken und Blusen so bestickt.

 

Auf Schotter geht es über einen kleinen Pass, dann zu einem See. Danach cruisen wir über einen größeren Pass und können uns an der Landschaft einfach nicht sattsehen. Hier wird noch viel Handarbeit auf dem Feld betrieben. Die Kinder winken uns zu, Schafherden wollen keinen Platz machen und es duftet überall nach frisch geschnittenem Gras. Vier urige slovakische Biker nisten sich noch ein. Sind das nicht niedliche Mopeds?

 

Die Nächte im "Kühlschrank" reichen uns. Wir ziehen um in eine Hütte.

 

Robert aus Franken grillt uns Makrelen und zum Abschiedsfrühstück macht er uns das beste Omelett der Reise.

 


Liebe Biker-Freunde, hier bekommt ihr schöne Routen, werdet gut versorgt und im Kloster war es gar nicht so schlimm 😊



Biker's road

 

Wir steuern eine Motorrad-Traumstrecke an. Die Transfagarasan (Transfogarascher Hochstraße) führt durch das Fagaras-Gebirge und verbindet Siebenbürgen mit der Walachei (jetzt wissen wir auch, dass diese in Rumänien liegt). Beim ersten Fotostopp treffen wir auf ein Rentnerpaar aus Polen mit einer GS. Er macht ein Foto von uns und Volker soll seine Emailadresse in sein Smartphone tippen. Er möchte uns die Fotos schicken. Die Omi hat ein Kissen im Rücken, damit sie strahlend hinten drauf sitzt. Die Bilder bekommen wir tatsächlich ein paar Tage später. Nach dem 2.042 Meter hohen Balea-Pass geht es langsam wieder nach unten.

 

Zum krönenden Abschluss dieses tollen Tages landen wir auf einer Wiese mit Panoramablick. Herrlich, wenn nur diese Nächte nicht wären. Der Haushund fängt an zu bellen. Er kommuniziert mit den Kollegen unten im Dorf. Direkt vor unserem Zelt schallt es wohl am besten. In der nächsten Nacht kommen um 00:45 Uhr neue Gäste. Eins der Autos läuft 2 Stunden lang um das Zelt aufbauen, zu beleuchten. Die Matratzen werden mit dem Kompressor aufgepumpt, die Heringe in den weichen Boden geschlagen und bis 4 Uhr in der Früh getrunken und erzählt. Durch den Schlafmangel fällt uns morgens um 8 Uhr dauernd das Blechgeschirr scheppernd aus der Hand 😉

 


 

Wir fahren durch Bran am Dracula-Schloss vorbei. Es ist Samstag und dementsprechend die Hölle los. Wir kommen kaum durch.

 

Von unserem Appartement in Gheorgheni machen wir einen Tagesausflug. Schroffe Felswände ragen bis zu 300 m steil in die Höhe. Zum Anfassen nah. Vorbei am Lacul Rosu (Roter See) mit bizarrem Anblick. Aus dem Wasser ragen Baumstämme. Dies entstand, als im Frühjahr 1837 ein Felsmassiv in den Fluss abstürzte, dabei ein Stück Wald mitnahm und das Wasser zu einem See aufstaute. Jetzt ruht der Wald am Grund des Sees und nur die Baumspitzen durchstechen die Wasseroberfläche. Es folgt ein riesiger Stausee und ein langgezogenes Dorf. Da es in dieser bergigen Landschaft keine oder kaum Seitenstraßen gibt, sind sie eigentlich alle sehr langgezogen.

 

Zeit, einen Platz für das Mittagessen zu suchen.

 

Doch dann steht plötzlich diese Frau am Wegesrand.

 



Historische Städte

 

2007 wurde Sibiu zur europäischen Kulturhauptstadt gekürt. Da die Weltkriege in der Architektur keine Schäden hinterließen, kann man hier 850 Jahre Geschichte nachvollziehen. Ein riesiger Platz, umrundet von pompösen Häusern. In der Mitte sprudeln schlanke Wassersäulen aus dem Boden.

 

Die 1859 erbaute Lügenbrücke verbindet Ober- und Unterstadt. Nach einer Legende stürzt diese sofort ein, wenn man auf ihr eine Lüge ausspricht.

 

Ein Bioladen läuft uns über den Weg. Da bei mir wohl ein Gen vertauscht wurde, machen sich Glücksgefühle breit. Bei normalen Frauen passiert dies in Schuhgeschäften.

 

Wir marschieren zum Bahnhof. Mit dem Bus möchten wir zum Astra-Museum am Rande der Stadt. Die Nummer 13 steht schon, aber der Fahrer schickt uns erst an den Ticketschalter. Erfolgreich halten wir die Fahrkarte in der Hand, als er vor unserer Nase davonfährt. Der nächste lässt zum Glück nicht lange auf sich warten und wir können das größte Freilichtmuseum Europas betreten. Über 400 Holz-, Stein- und Backsteinbauten wurden aus ganz Rumänien hierher gebracht und wieder aufgebaut.

 


 

Noch rollen wir entspannt durch verschlafene Dörfer. Wir steuern unsere nächste Unterkunft in Schäßburg an und stoßen auf eine Schranke. Doch als Anlieger dürfen wir durch und landen direkt in einer Horde Touristen. Diese scheinen uns nicht zu bemerken oder machen einfach demonstrativ keinen Platz. Wir boxen uns durch, über holprige Flusssteine und stehen bald vor der Pension Lia. Geschafft! Denken wir. Der freundliche Hausherr Marius hilft uns beim Gepäck abschnallen. Die Koffer müssen noch weg, meint er. Ne, die sind festgeschraubt. Dann die Taschen vorne. Ne, wenn Volker was dranklemmt, soll es auch dranbleiben. Er lotst uns zu einem Holztor. Könnte eng werden. Die Backen sind tatsächlich zu dick. Eine rote Tasche wird geleert und mit Millimeterarbeit steht sie sicher im überdachten Hinterhof.

 

Die verwinkelte Altstadt zählt seit 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Sighisoara wirkt wie ein Märchen längst vergangener Zeit. Man muss nur ein Schild vor die Tür stellen: ¨Hier wurde Dracula geboren¨ und schon ist die Hütte voll. Dabei wird Vlad III. Draculea (1431 - 1476) von den einheimischen verehrt.

 

Neue Gäste mit Gitarren sind eingetroffen. Lisa aus Australien und Johnny aus Kanada. Sie wohnen seit 3 1/2 Jahren in Griechenland. Mehr oder weniger. Eigentlich touren sie als Musiker auf Festen und in Pubs durch die Welt. Wer sie googeln möchte: www.lisaspykers.com

 

Wieder schlägt die Gastfreundschaft in Form von Pflaumenschnaps und selbst gebackenen Keksen zu.

 

 

 

Jetzt wartet ein Motorradhighlight auf uns. Und es wird richtig gut.

 



Die Karpaten

 

Heute greifen wir den höchsten Punkt im Naturpark Apuseni an. Über Schotter durch den Wald geht es auf 1800 Meter hoch. Ein kleiner internationaler Bikertreff mit regem Austausch entsteht. Kurz vor dem Gipfel stehen bewohnte Häuser, die im Winter von der Außenwelt abgeschnitten sind.

Im Supermarkt entdecke ich Blaubeeren und kann nicht widerstehen. Die Verkäuferin macht einen guten Job und stellt gleich alle selbst erzeugten Waren in Form von Beerenmarmelade, -sirup, -schnaps... hin. Da wir die nette Frau unbedingt unterstützen möchten, wir aber auf dem Motorrad kein Glas transportieren, müssen wir den Schnaps aus der Plastikflasche nehmen. Später sind wir ganz schön blau.

 


 

Gerne würden wir noch bleiben, aber wir möchten noch mehr von Rumänien sehen. Vor dem emotionalen Abschied bekommen wir von Erwin einen exklusiven Einblick in sein Privatleben. Er war selbst Motorradfahrer und ist mit seinem Wohnmobil, welches er in sein Haus integriert hat, viel herumgekommen. Es hat Spaß gemacht, seinen interessanten Geschichten zu lauschen. Nur wenn seine Gäste glücklich sind, ist er auch zufrieden.

Als wir bei 36°C am Auslaufen sind, kommen wir auf die Transalpina. Ein 160 Kilometer langer Traum für Motorradfahrer und demensprechend sind die Zweiräder hier unterwegs. Wir schrauben uns auf 1300 Meter hoch und finden eine tolle Cabana.

 


 

Bei 11°C fahren wir los. Einige Zelte stehen am Wegesrand und viele frühstücken neben dem Auto.

Es geht noch höher hinauf. Über einen wunderschönen Pass auf 2.145 Meter. Ein Weitblick, der nicht enden will. Wenn nur nicht die Esel im Weg wären.

Irgendwann geht ein Dorf ins andere über und der Weg nach Sibiu (Hermannstadt) zieht sich. Schweißgebadet stehen wir endlich  vor unserer hübschen Pension. Aber bevor wir die Möglichkeit haben, irgendetwas abzulegen, bekommen wir die halbe Stadt erklärt.

Es wird schon dunkel, als ein italienisches Paar (auch nicht mehr die jüngsten) auf einer Honda Varadero in den Hof rollt. Alle Wege führen nach Rumänien. Der ihre über Kroatien, Griechenland und die Türkei. In drei Wochen 9.000 Kilometer!!! Seine Begeisterung können wir nicht nachvollziehen.

Morgen sitzen wir den gemeldeten Regentag ab.



Die Anreise

Die  zwei Räder rollen endlich wieder. Wir möchten Rumänien, das Land meiner deutschstämmigen Großeltern, kennenlernen. Nach tollen Begegnungen im Tourenfahrerhotel in Bayern und einem herzlichen Empfang mit Gulasch in der hübschen Unterkunf in Ungarn, rückt das unbekannte Land immer näher.


 

Die Grenzstadt Oradea ist ein guter Einstieg in das für uns völlig fremde Land.

Wir schlendern durch die lange Fußgängerzone und bestaunen historische

Gebäude. Aber das richtige Rumänien lernen wir erst noch kennen.

 

Bei strahlend blauem Himmel rollen wir durch malerische Dörfer in die West-

Karpaten und landen bei Karpaten-Erwin. Der rumäniendeutsche

Hermannstädter hat sich nach 31 Arbeitsjahren in Deutschland hier ein

kleines Paradies geschaffen. Auf einer grünen Wiese,

mitten im Wald, direkt am Fluss, beginnt unser Urlaub :-) :-)


Erwin nimmt uns mit zu den Nachbarn. Mit dem Auto!? Der kleine 4x4 bringt

uns schnell zum Bauernhof.  An Hund und Hühnern vorbei landen wir im

idyllischen Garten. Von jung und alt werden wir herzlich begrüßt und schon

stehen Saftgläser sowie frische Krapfen (Berliner) auf dem Tisch. An meinem

Gekicher kann man erkennen, dass es Rotwein ist. Beschwipst und mit

Pfannenkuchen beladen, werden wir zurück chauffiert.

 


 

Heute kurven wir die empfohlenen Strecken ab. Die Eishöhle lassen wir aus

und konzentrieren uns auf die tolle Landschaft. Durch eine Schlucht in die

Höhe und mit Weitblick wieder runter.

 

Ich möchte unbedingt zum Holzschnitzer auf den Berg. Ohne Wegweiser

(zumindest für uns unlesbar) finden wir ihn eher zufällig. Wir holpern durch

den Wald und ein letzter Hüpfer bringt uns auf dem Hof zum stehen.

Die Kunstwerke noch nicht begutachtet, führt man uns gleich zum

selbstgebrannten Schnaps. Wir wehren uns mit Händen und Füßen.

Wie kommen wir sonst wieder runter?